Es ist Freitagmorgen, der 07.09.2018, 8.00 Uhr.
Andreas hat 2 mal 4 Stunden geschlafen und ist fit, Andrea schläft gerade ihre zweite Einheit. Die Reise beginnt schön zu werden. Aber der Reihe nach:
Am Mittwoch, dem 05.09.2018, waren wir duschen, frisches Gemüse und Brot einkaufen, haben dann die Fahrräder verstaut und den Tank voll Wasser gemacht. Um 13.30 Uhr ging es dann los. Barbara und Ove, die nach Lissabon wollen, haben uns verabschiedet und beim Ablegen geholfen.
Der Wetterbericht versprach guten nördlichen Wind ca. 60 Seemeilen von der Küste entfernt. In Nazaré war seit Tagen Flaute. Unser Plan war deshalb, so lange nach Westen zu motoren, bis Wind kommt. Als wir den Hafen verließen, kam schon nach 4 Seemeilen Westwind. Wir konnten segeln, und zwar Kurs Madeira. Auch besuchten uns sofort wieder Delfine und versprachen „Die Reise wird gut“. Also Segel hoch und los, motoren können wir ja immer noch. Der Wind frischte auf 16 – 20 Knoten auf, die Welle wurde 2-3 Meter hoch, wir refften schon nach 25 Seemeilen. Mittlerweile hatten wir halben Wind und eine ekelige Welle von der Seite. Kurs 220°, Wind aus 310°! Das Boot lag schräg und die Wellen brachen sich laut.
Um 23.00 Uhr erreichten wir den Hauptverkehrsweg der Berufsschifffahrt. Vor Lissabon gibt es ein Verkehrstrennungsgebiet mit drei Fahrbahnen nach Norden und zwei nach Süden. Der Bereich erstreckt sich auf ca. 20 Seemeilen. Die Containerschiffe und Öltanker behalten diese Kurse an der gesamten portugiesischen und spanischen Küsten bei. Hier mussten wir durch. Es war unheimlich viel Verkehr und es war Nacht. Die meisten Schiffe passierten wir ohne Mühe, aber einmal mussten wir ausweichen, weil uns der Abstand zu gering erschien, einmal wich so ein Pott uns aus. Das alles bei 20 Knoten Wind, einer Welle von 3 Meter Höhe und Dunkelheit. Adrenalin pur! An Schlaf war nicht zu denken. Dementsprechend müde verbrachten wir den Donnerstag. Müdigkeit, Appetitlosigkeit – trotz Pizza und Spaghetti – und kein Kaffee führten zwangsläufig zu der Frage: „Was machen wir hier eigentlich, haben wir uns zu viel zugemutet. Wo bleibt die Erfahrung von früher?“
Am Donnerstagabend wurde es etwas besser, der Wind flaute auf 15 Knoten ab und drehte nördlicher, so dass wir jetzt die Welle etwas mehr von Hinten hatten. Nun konnten wir abwechselnd schlafen, müde genug waren wir ja. Beim Wachwechsel um 04.00 Uhr morgens beobachteten wir wieder einige Frachter um uns herum, aber dank AIS kein Problem. Wir befanden uns wohl auf der Route von Afrika nach Nordeuropa. Augenblicklich haben wir 10 bis 15 Knoten Wind aus NNW (340°), Wellenhöhe 2 Meter schräg von Hinten und das Boot fährt mit Kurs 220° Richtung Madeira, bei durchschnittlich 5,3 Knoten Fahrt über Grund. Segeln macht wieder Spaß, noch 300 Seemeilen bis zum Ziel.
Samstag, der 08.09.2018, 08.15 Uhr
Der gestrige Tag war eigentlich ganz schön. Durchschnittlich 15 Knoten Wind, aber immer mal wieder hohe Wellen von der Seite. Die Sonne kam erstmalig für 5 Stunden durch die Wolkendecke, so dass die Solarplatten endlich wieder Strom produzieren konnten. Wir haben zwei kleine mit jeweils 50 Watt auf Backbord hängen für die Sonne am Vormittag. Die große mit 80 Watt hängt auf Steuerbord für den Nachmittag. Mehr als 15 Ah bekamen die Batterien trotzdem nicht.
Abends feierten wir Halbzeit, danach gab es Gemüsepfanne. Erstaunlich, wie Andrea es trotz der Schaukelei immer wieder hinbekommt. Die Nacht war dann wieder sehr windig und wellig, aber unser Windgenerator „Proppi“ hat dafür gesorgt, dass wir nur einen Stromverbrauch von 1 Ah pro Stunde hatten, obwohl alle Geräte an waren. Im Moment kämpft sich die aufgehende Sonne durch die Wolken. Die Solarplatten warten schon.
Sonntagmorgen, der 09.09.2018, 09.45 Uhr.
Der Tag fing mal ganz anders an. Die ganze Nacht hindurch hatten wir schwachen achterlichen Wind und dümpelten mit ca. 3,5 Knoten über das Wasser. Dauernd schlugen die Segel wegen der Welle, so dass uns auch das Schlafen schwerfiel. Um 07.00 Uhr heute Morgen kam dann auch noch Nieselregen dazu. Leider reichte es nicht, um das ganze Salz weg zu spülen. Durch die brechenden Wellen wurde dauernd Gischt auf das Boot über die Sprayhood ins Cockpit gespritzt. Das Wasser verdunstete, das Salz blieb. Es fühlt sich an, als ob wir auf einer Salzgewinnungsanlage leben.
Da wir sowieso Strom brauchten, entschlossen wir uns, 1 ¼ Stunde zu motoren und so die Batterien mit 50 Ah zu versorgen. Gleichzeitig konnten wir zurück auf unseren Kurs fahren. Die Zeit nutzten wir auch für eine leckere Tasse Kaffee aus unserer Expressomaschine. Danach baumten wir die Fock für Schmetterlingssegeln aus und Andrea durfte endlich ins Bett.
So schlecht wie die Nacht war, so schön war der Samstag. Raumschotsegeln bei Sonne mit durchschnittlich 5,5 Knoten über Grund. Das war aber auch nur deshalb möglich, weil wir bei der morgendlichen Kontrolle gesehen haben, dass eine Leine an „Moni“ durchgescheuert und kurz vorm Reißen war. Die Reparatur wurde mittels eines Knotens schnell erledigt, aber nicht auszudenken, wenn die Leine weg gewesen wäre. 160 Seemeilen mit der Hand steuern wäre keine gute Option.
So lagen wir nun im Cockpit, sonnten uns, Andrea machte mittags eine Wurst- und Käseplatte. Endlich konnten wir auch einmal gefahrlos spülen und abends gab es Nudeln mit Paprikagemüse. Wir hofften schon, mit den letzten Sonnenstrahlen so um ca. 21.00 Uhr am Sonntagabend den Anker fallen lassen zu können. Aber das sind die Träume von gestern. Zur Zeit bangen wir, dass die Fahrt nicht noch eine ganze Nacht dauert. Augenblicklich segeln wir mit 4 Knoten und die Sonne bahnt sich ihren Weg durch die Wolken. Vielleicht wird es ja wieder so ein schöner Tag wie gestern.
Montag, der 10.09.2018, 12.00 Uhr
Wir liegen vor Porto Santo fest auf Anker, sind ausgeschlafen und haben gerade gefrühstückt. Gestern hatten wir einen wunderschönen Segeltag. 15 – 18 Knoten Wind von Hinten mit 1,5 Meter hohen Wellen. Wir sind Schmetterling gesegelt und „Moni“ hat uns Richtung Ziel gebracht. Mittags hat Andreas die Angel mit dem neuen „Deep-Dive-Woppler“ aus Nazaré ausgebracht und tatsächlich: Unser erster Fisch – endlich! Seit Jahren versuchen wir zu angeln. Nie hat es geklappt und jetzt haben wir eine wunderschöne Goldmakrele (Mahi Mahi).
Um 18.00 Uhr, als die Insel am Horizont erschien, gab es ein herrliches Abendessen.
Bis zur Insel dauerte es dann aber noch bis Mitternacht und als der Anker ausgebracht war, war es schon 01.00 Uhr morgens.
Insgesamt sind wir in 4 Tagen und 11,5 Stunden 535,8 Seemeilen gesegelt, also durchschnittlich mit 5 Knoten Fahrt. Überwiegend hatten wir 15 – 20 Knoten Wind. Die ersten zwei Tage waren aufgrund der hohen Wellen sehr anstrengend, danach war es aber sehr schön. In der vorletzten Nacht war wenig Wind, was dann der Grund für unsere späte Ankunftszeit war. Die einzigen aufgetretenen Schäden sind ein beschädigtes Kabel an einer Solarplatte und eine Leine an der Selbststeueranlage („Moni“). Diese hat uns übrigens vom Start bis zum Ziel komplett gesteuert, selbst bei Welle von der Seite mit Böen von 23 Knoten. Nur die letzten 2 Seemeilen zum Ankerplatz hat Andreas das Steuerrad übernommen, weil wir zum einen nicht wussten, wie sich die Wellen entwickeln, da sich hier der Meeresboden auf einer sehr kurzen Strecke von 4000 Meter auf 50 Meter Wassertiefe reduziert. Zum Anderen war es sehr dunkel und er konnte so schneller reagieren, denn die ankernden Boote waren nur schlecht zu erkennen.
Heute bleiben wir hier auf Anker in türkisfarbenem Wasser (22°) und erholen uns, Morgen gehen wir in den Hafen um unser Schiff, uns und unsere Klamotten zu entsalzen. Dann genießen wir ein paar Tage diese kleine Insel, bevor es weiter geht nach Madeira.
Bom Tarde!
A&A
Kommentar schreiben
susa-li (Dienstag, 11 September 2018 19:37)
Einfach nur toll,wir freuen uns mit euch,das alles so toll geklappt hat, viel viel Spass. Wir brechen Donnerstag auf Richtung Korsika,endlich unterwegs mit Bulli Bus juppiduuuuu
susa-li (Sonntag, 23 September 2018 14:53)
Hallo ihr 2,lange nichts von euch gehört,wir hoffen es ist alles okay bei euch.Wir sind gerade in Livorno angekommen,morgen setzten wir nach Korsika über.Liebe Grüsse aus Italien