Nach 11 Tagen auf Madeira kam endlich ein passendes Wetterfenster. Also legten wir am Mittwoch, dem 22.05.2019, ab.
Im Windschatten von Madeira mussten wir 25 NM motoren, aber in der Nähe der Westspitze kam endlich Wind auf und wir konnten segeln. Schon nach 2 NM setzte der Kapeffekt ein und wir mussten wieder reffen. Da aber insgesamt wenig Wind war, erreichten die Böen nur eine Stärke von bis zu 25 kn. Nach einer halben Stunde war der Spaß vorbei, der Wind und die Wellen beruhigten sich und es begann eine sehr entspannte Überfahrt. Während der gesamten Reise hatten wir Windstärken von 5-15 kn aus einem Winkel von 60° – 120°, unsere Geschwindigkeit betrug zwischen 2,5 und 6,5 kn. Die Welle war maximal 1 Meter hoch und die ersten 3 Tage hat die Sonne geschienen. Wir kamen zwar nicht sonderlich schnell voran, aber sehr entspannt und gemütlich. Am Abend des 3. Tages sah es nach Regen aus, aber die dicken Wolken wollten den Eindruck unserer Überfahrt wohl nicht trüben und regneten sich einmal auf der Steuerbordseite und einmal auf der Backbordseite im Abstand von ca. 10 NM ab. Bei uns blieb alles trocken. Niemals hatten wir bis jetzt eine so entspannte Überfahrt, deshalb beschlossen wir, nicht in Santa Maria anzuhalten, sondern direkt bis Terceira durchzusegeln, was weitere 150 NM bedeutet. Am 4. Tag segelten wir also mit gutem Wind an Santa Maria vorbei und zur Abenddämmerung war diese Insel an der Backbordseite und die Lichter von São Miguel erschienen auf der Steuerbordseite. Nachts um 04.00 Uhr hatten wir dann wohl aber unser Glück mit dem Wind aufgebraucht. Wir dümpelten mit 2 kn auf dem Wasser. Da wir so dicht unter Land waren, konnte Andrea über ihr Handy noch einmal aktuelle Gripdaten herunterladen und wir mussten erkennen, dass in den nächsten 1,5 Tagen keine Windbesserung zu erwarten war. Flexibel wie wir mittlerweile geworden sind, änderten wir den Kurs zurück auf Ponta Delgada (Hafenstadt auf São Miguel) und waren um 08.30 Uhr fest am Fingersteg.
Daten der Reise:
Insgesamt waren es 550,4 NM, davon mussten wir 34,2 NM motoren und wir haben genau 5 Tage gebraucht, was einem durchschnittlichen Etmal von 110 NM entspricht. Am Anfang und am Ende der Reise besuchte uns jeweils eine große Delfinschule. Gesehen haben wir auch etliche Schildkröten, mal wieder eine Europalette, 2 Plastikflaschen und jede Menge portugiesische Galeeren (schöne, aber gefährliche Quallen). Darüber hinaus haben wir für eine Nacht einem blinden Passagier einen Rastplatz in unserem Segel überlassen. Regelmäßig kreuzten auch Frachtschiffe unseren Kurs, um uns immer wieder die Notwendigkeit des Ausguckgehens zu verdeutlichen. Einer davon war direkt auf Kollisionskurs, aber in 4 NM Abstand hat er dann den Kurs eindeutig und rechtzeitig geändert, um uns unser Wegerecht zu lassen. Das war schulbuchmäßig. Andrea hat sich immer gefragt, warum auf einem so großen Wasser die Boote immer so nah an einem vorbei fahren müssen. Umgekehrt war es aber auch so, dass wir bei der Hafeneinfahrt feststellen mussten, dass einige Segelboote die gleiche Reise gemacht haben wie wir, von denen wir aber niemanden gesehen haben. Eigentlich wollten wir die Besuche der Azoreninseln von Terceira aus beginnen, aber nun haben wir beschlossen, erst einmal in Ponta Delgada zu bleiben, um auf dem Rückweg dann diese Insel auszulassen und direkt nach Santa Maria zu segeln. Es wird sich ergeben… .
Breath, smile and go slowly! You are on the Acores !
Das wird jetzt das Motto unserer nächsten 2-3 Monate!
Tchau! A&A
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